Die Idee des Waldkindergartens stammt ursprünglich aus Dänemark, wo es schon seit den 1950er Jahren Waldkindergärten gibt. Pionier in Deutschland war ein 1968 in Wiesbaden gegründeter Waldkindergarten. Die erste anerkannte waldpädagogische Einrichtung startete 1993 in Flensburg. Die Waldkindergartenidee fand dann in den 1990er Jahren größeren Anklang, sodass es mittlerweile bundesweit über 2000 Waldkindergärten gibt. Der Waldkindergarten findet - im Gegensatz zum Regelkindergarten - bei Sonne, Wind und Wetter im Freien statt. Um gegebenenfalls Schutz vor starken witterungsbedingten Einflüssen zu bieten, gibt es Aufenthaltsorte wie Tipis, Bauwägen oder Blockhütten.
Die Waldpädagogik möchte Kindern und Jugendlichen durch bewusstes Naturerleben ein Gegengewicht zur Reizüberflutung der modernen Welt bieten. Sie ist eine weltanschaulich unabhängige Natur- und Umweltpädagogik, die den Kindern Naturbeobachtung, das Erleben von Freiraum, Stille und Lebendigkeit, Konzentration, Achtung des Lebens, Phantasie, Kreativität – kurz, ein kindgerechtes Spielen und Lernen ermöglichen soll. Der Waldkindergarten verbindet die kreativen Möglichkeiten des Aufenthaltes im Freien mit einer ganzheitlichen Erziehung im Sinne motorischer, sprachlicher und geistiger Förderung.
Der Waldkindergarten ermöglicht den Kindern freien Raum zum Rennen, Entdecken und Spielen. Ihr natürlicher Bewegungsdrang kann ausgelebt werden. Die motorische Entwicklung, Haltung, Geschicklichkeit, Gleichgewicht, Selbsteinschätzung der eigenen Fähigkeiten etc. werden durch die vielfältigen Bewegungsmöglichkeiten im Wald bestens gefördert. Der tägliche Aufenthalt im Wald stärkt das Immunsystem und festigt die Gesundheit der Kinder.
Das Spielen nur mit dem, was die Natur bietet, fördert die Phantasie und Kreativität der Kinder. So wird ein Blatt in einer Pfütze zu einem Boot, ein Stöckchen zu einem Kochlöffel, Rindenstücke zu Tellern u.v.m. Die Kinder lernen, aus sich selbst heraus zu schöpfen, ohne auf Vorgaben von vorgefertigte Spielsachen angewiesen zu sein.
Die Stille des Waldes gibt (nicht nur) den Kindern den Raum, ihre Wahrnehmungsfähigkeit zu schulen, ihre Sinne zu schärfen und zu sensibilisieren und ihre Konzentrationsfähigkeit zu stärken. Und das alles praktisch nebenbei – im Spiel eben.
Von der Natur lernen die Kinder vieles. Der jahreszeitliche Kreislauf mit dem Werden, Erblühen und Wachsen, dem Reifen und Ernten, dem Verwelken und Ruhen der Natur wird tagtäglich erlebt und bestaunt. Das Verständnis für die Zusammenhänge der Natur und die Achtung der Erde als unser Lebensraum sind direkte Auswirkungen einer Kindergartenzeit im Wald und in der Natur. Das sensibilisiert sie auch für einen achtsamen und nachhaltigen Umgang mit der Natur.
Unsere beide Waldkindergartengruppen bestehen jeweils aus einem Wiesen- und Waldstück in der Nähe des Kusterdinger bzw. Mähringer Sportplatzes. Die Plätze verfügen je über einen Bauwagen und ein großes Tipi, die als Spiel- und Schutzraum dienen. Daneben gibt es eine Feuerstelle, einen Platz für den Morgen- und Abschlusskreis und einen kleinen Garten, in dem die Kinder arbeiten und pflanzen können.
Wie im Regelkindergarten gibt es auch im Waldkindergarten Lieder, Musik und Kreisspiele, Geschichten und Märchen, Material zum Malen und Basteln, kindgerechtes Werkzeug zum Gestalten, Begrüßungs- und Abschiedsrituale. Die Feinmotorik wird im handwerklichen und gestalterischen Basteln erprobt, dem Lerndrang mit altersentsprechend anspruchsvollen Arbeiten begegnet. Das soziale Miteinander der Kinder steht im Wald durch das Fehlen begrenzender Wände deutlicher im Vordergrund, da die Gruppe selbst für die Kinder „ihr Raum“ ist. Das stärkt auch das Gemeinschaftsgefühl.